Rede am 22. Oktober 2005 in der Musikhochschule in München

anlässlich des Ungarischen Nationalfeiertages am 23. Oktober 2005

 

Sehr geehrte Frau Generalkonsul, liebe Maria!

Sehr geehrter Herr Staatsminister Sinner!

Sehr verehrte Damen und Herren des konsularischen Corps!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor allem aber liebe ungarischen und bayerischen Freunde, Ihnen allen ein herzliches Jó estét kivánok!

Was sagt uns Münchnern und Bayern hierzulande unser Nachbarland Ungarn am Tage des Ungarischen Nationalfeiertages im Jahre 2005? Dieser Frage nachzugehen, ist nicht uninteressant.

Wir stehen heute am Vorabend des Tages, an dem 49 Jahre zuvor mutige, ja todesmutige Menschen aufgestanden sind, um sich auf dem Straßen und Plätzen Budapests und in anderen Städten einer schrecklichen, todbringenden Armada von schweren Panzern und Geschützen der grausamen und menschenverachtenden sowjetischen Übermacht zu erwehren. Es waren junge und ältere Menschen, ja selbst Frauen, Mädchen und Kinder, die sich ihnen entgegenstellten, einzig um ihre Freiheit wiederzugewinnen. Inzwischen hat Ungarn die ersehnte Freiheit!

Das Land ist Mitglied der NATO geworden, seit Mai letzten Jahres auch Mitglied der Europäischen Union und vieler internationaler Einrichtungen. Und die Wirtschaft boomt, auch die sozialen Verhältnisse bessern sich; ein langsamer, aber stetiger Prozess.

Über all dieses freuen wir uns als alte Freunde Ungarns sehr. Freilich bahnt sich auch ein Konflikt mit der Kommission in Brüssel an, was ich nicht verhehlen möchte. Über 6 % soll z.Z. die Verschuldung des Landes betragen – weit mehr als die erlaubten 3 %. Die Kommission droht mit Kürzungen der Beihilfen in Milliardenhöhe. Warum soll dies geschehen? Diese Entwicklung wird jedoch uns und die ca. 20 000 Ungarn, die in München und in der Region leben, nicht direkt treffen. Umso mehr werden wir vom Bayerisch-Ungarischen Forum unsere Arbeit fortsetzen, und mit den bescheiden Mitteln, die wir haben, unsere enge Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Dies geschieht zum einen an unserer aktiven Beteiligung am ungarischen Kulturjahr 2006 in unserem Land. Aber auch an der Fortführung unseres Praktikantenaustausches mit jungen akademischen Führungskräften und solchen, die es werden wollen. Dieses Programm läuft nun schon seit sieben Jahren mit Unterstützung der bayerischen Staatskanzlei und ab 2004 auch in Zusammenarbeit mit der deutschsprachigen Ándrassy-Universität in Budapest. Sie gestatten mir, meine Damen und Herrn, dass ich an dieser Stelle allen am Projekt beteiligten Unternehmen und allen staatlichen und kommunalen Einrichtungen für ihre Hilfe von Herzen Dank sage! Die meisten dieser Unternehmen, die diese jungen ungarischen Akademikerinnen und Akademiker als Praktikanten aufgenommen haben, sind Mitglieder im Forum. Sie waren ausnahmslos begeistert von ihren zeitweiligen ungarischen Mitarbeitern. Dies erfüllt uns mit Stolz.

Ich grüße Sie alle sehr herzlich zum diesjährigen Nationalfeiertag; ich tue dies in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München und des gesamten Stadtrats, aber nicht minder herzlich auch im Namen aller über 300 Mitglieder des Bayerisch-Ungarischen Forums.

Elisabeth Schosser, Stadträtin und Vorsitzende des Bayerisch-Ungarischen Forums e.V.